Dienstag, 6. März 2012

Farb-Film und Langzeitarchivierung, zwei Berliner Veranstaltungen


Nach dem jener Beitrag über "Langzeitarchivierung: Optische Speicherung von Digital-Daten auf photo-chemischem Mikrofilm mit Silberbasis"
http://kinoberlin.blogspot.com/2009/05/langzeitarchivierung-optische.html
vom 29. Mai 2009 mit fast 25 % aller Seitenaufrufe in diesem Blog (schaut man nach rund drei Jahren zurück) der absolute 'Quotenrenner' geworden ist, hier der Hinweis auf zwei Berliner Veranstaltungen, veranstaltet von CINEGRAPH BABELSBERG (die eine) und von der FKTG (die andere):

FilmDokument 140
http://www.filmblatt.de/filmdokument-aktuell.html

Von AGFA zu ORWO
Unternehmensfilme der Filmfabrik Wolfen 1950-1980

Arsenal, 12. März 2012, 19 Uhr

Aus der 120 Kilometer südlich von Berlin gelegenen Filmfabrik Wolfen kamen vor 1945 bahnbrechende technische Erfindungen wie das AGFACOLOR-NEU-Verfahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg durchlebte das Werk eine wechselvolle Geschichte, zwischen amerikanischer und sowjetischer Besetzung, Reparationen und sozialistischem Großbetrieb. In der DDR blieb die Wolfener Filmfabrik der einzige Hersteller von Foto- und Kinefilm, seit 1964 unter dem neuen Warenzeichen ORWO (Original Wolfen), doch bei zunehmenden technischen und ökonomischen Schwierigkeiten.

In den letzten Jahren wurde die Firmengeschichte durch mehrere Publikationen intensiv erforscht. Keine Beachtung fanden dabei die zahlreichen Image- und Werbefilme, von denen einige erstmals in diesem Programm vereint sind. Sie bieten einen eindrucksvollen Querschnitt der Produkte, erlauben Rückschlüsse auf veränderliche Strategien der betrieblichen Selbstdarstellung, zeigen verschiedene Formate des Werbefilms und belegen schließlich inhaltlich-ästhetische Verschiebungen des Genres. Ebenfalls nachhaltig präsent wird der kultur- und wirtschaftspolitische Hintergrund.

Allen Filmen eigen ist das Betonen des breiten Sortiments, einer internationalen Kundschaft und die zumeist positive Rückschau auf die Zeit vor 1945. Mit Einführung der Marke ORWO verminderte sich diese Traditionsverbundenheit, nun hantierte – selbst der Exportwerbefilm – selbstbewusst mit den modernen „sozialistischen Produktionsverhältnissen“. Zugleich blieben die hochglänzenden Werbemittel nah an den Erzeugnissen, bei Farbfilmen, Röntgen- und anderen Spezialfilmen sowie Magnetbändern beim Einsatz in aller Welt. Unterhaltende Passagen gewannen über die Jahre immer mehr Raum. Visierten Werbefilme hingegen nicht das Ausland an, wie etwa „Film und Faser“ (1960), rückten die Fertigungsvorgänge und die sozialen Leistungen für die Beschäftigten ins Zentrum. Solche Filme gerieten dann mehr zur Rechtfertigung einer Betriebsentwicklung im Sinne innenpolitischer Vorgaben.

Erzeugnisbedingt erweisen sich alle AGFA- und ORWO-Filme als Fundgrube des innermedialen Verweisens. Aufwendig erklären sie die Fototechnologie, integrieren bekannte Spielfilmszenen und Aufnahmen an den Sets und präsentieren das Gattungsspektrum vom Dokumentar- und Wissenschaftsfilm, über den Amateurfilm bis hin zum farbenprächtigen Ausstattungsfilm. Dabei scheint man sich in Wolfen stets eines besonderen Werbeeffektes bewusst gewesen zu sein: ziehen die Filme ihre Beweiskraft doch auch aus dem Umstand, dass sie auf dem Material gedreht wurden, das es zu verkaufen galt.

In Zusammenarbeit mit dem Industrie- und Filmmuseum Wolfen (IFM).
Einführung: Ralf Forster
Weitere Vorführung: Wolfen, IFM, Do., 15. März 2012, 19 Uhr

Programm:

Farbig durch Agfacolor, 1951, Agfa-Filmfabrik Wolfen, fa, 140m/16mm (ca. 12’), Ton
Kopie: Bundesarchiv-Filmarchiv (16mm, deutsche Fass., 12’)

Film und Faser, 1960, Betriebsfilmstudio des VEB Filmfabrik Wolfen, Buch und Regie: Fritz Gebhardt (DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme), Co-Buch und Regie-Assistenz: Horst Eilhardt, Kamera: W. Bauerfeind, sw, 35mm, 25’40’’, Ton
Kopie: IFM Wolfen (35mm, 25’40’’)

Information auf ORWO-Color (engl. Fass.: „That’s ORWO“), 1967, DEFA-Studio für Dokumentarfilme, KAG Industrie und Werbefilm, Buch und Regie Manfred Gußmann, Kamera: Rudolf Müller, Heinz Simon, Sprecher (deutsche Fass.): Walter Kainz, fa + sw, OL (deutsche Fass.): 930m/35mm (ca. 32’), Ton – mit Auszügen aus „Im Dienste des Fortschritts“, 1964 (Werbefilm für Zeiss Jena)
Kopien: IFM Wolfen (35mm, deutsche oder engl. Kurz-Fass., 17’31’’); Ralf Forster (DVD von VHS, deutsche Langfass. erworben von Manfred Gußmann, 30’20’’)

Lichtspiele. Erkennen – Gestalten – Erhalten ORWO, 1979, DEFA-Studio für Dokumentarfilme, KAG Industrie und Werbefilm, Buch und Regie: Manfred Gußmann, Kamera: Rudi Müller, Trick: Moser & Rosié, fa, OL (deutsche Fass.): 792m/35mm (ca. 28’), Ton
 Kopien: IFM Wolfen (35mm, deutsche Lang-Fass., 27’35’’ – entspricht OL); Ralf Forster (DVD von VHS, deutsche Kurzfass. erworben von Manfred Gußmann, 21’12’’)

Programmlänge: ca. 83’

+++

Fernseh- und Kinotechnische
Gesellschaft e.V.

Regionalgruppe Berlin-Brandenburg
in Kooperation mit
Experten aus dem Bereich der                
digitalen Archivierung

„Die analoge Arche“
Langzeitarchivierung digitaler Daten auf
Farbmikrofilm

Tagesseminar - Die analoge Arche zur Rettung digitaler Daten - Die zukunftsweisenden Möglichkeiten laserbelichteten Farb-Mikrofilms


Regionalgruppe: Berlin/Brandenburg
Gruppenleitung: Dipl.Ing. Wilhelm Sommerhäuser
Termin: 13.03.2012 ,  10:00 - 16:30 Uhr

Geht es um die Langzeitarchivierung von Informationen, so bieten analoge Datenträger gegenüber der digitalen Speicherung grundsätzliche Vorteile: Die Last regelmäßiger Migrationen ersparen sie uns ganz, und das Auslesen der Informationen gelingt ohne aufwendige Dekodierung und notfalls mit allereinfachsten Werkzeugen.
Unter den analogen Datenträgern gilt Mikrofilm unbestritten als das Medium, welches eine extrem lange Haltbarkeit und exzellente Wiedergabequalität mit zugleich höchster Datendichte vereint. Farbiger ILFOCHROME-Mikrofilm beispielsweise bewahrt seine Konsistenz für 500 Jahre. Modernste Laserbelichtertechnologie ermöglicht heute die Integration dieses bewährten Mediums in fortschrittliche Archivierungsworkflows und IT-Systeme.
Die Vorträge geben einen umfassenden Überblick über
- das ILFORD MICROGRAPHIC-Filmmaterial (Dr. Jean-Noel Gex),
- die Laserbelichtertechnologie des Fraunhofer Institutes für Physikalische Messtechnik, Freiburg (Andreas Hofmann),
- den archiumFilmCreator, eine Software zur Bildbearbeitung, Farbmanagement und Metadatenintegration für die digitale Mikrofilm-Belichtung (Dr. Klaus Wendel),
- Speicherung digitaler Daten auf Mikrofilm (Christoph Voges),
- die mehrjährigen Erfahrungen eines unabhängigen Anwenders bei der Nutzung des Farbmikrofilms für digitale Bilddaten (Dr. Karl Magnus Drake),
- die Dienstleistung und technische Hilfsmittel, die den Mikrofilm nutzbar und verfügbar machen (Anneliese Lux).
Referenten:
Dr. Karl Magnus Drake, National Archives of Sweden, Stockholm
Dr. Jean-Noel Gex, Ilford, Marly/Schweiz
Andreas Hofmann, Fraunhofer IPM, Freiburg
Anneliese Lux, Media de Lux GbR, Offenburg
Christoph Voges, Selbständiger Berater (ehem. TU Braunschweig)
Dr. Klaus Wendel, archium, Aalen


http://www.fktg.de/veranstaltungen.asp?idveranst=66078&thid=
http://www.archium.org/downloads/info/20120313_FKTG_analogeArche_Programm.pdf

+++

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.